Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Funktion der Familie Jakobs im Buch
Genesis, konkret in der Jakobserzählung. Dazu wird narratologisch untersucht, welche
Bedeutung den familiären Strukturen in der Erzählung gegeben wird und insbesondere
welche Funktion sie für den Fortgang der Ereignisse im vorliegenden Text und in dem im
Erzähltext beschriebenen Handeln Gottes einnehmen. Um den Befund der Arbeit angemessen
zu kommunizieren, wird eine Annäherung sowohl an den Begriff der Familie im
deutschsprachigen Raum als auch an das Buch Genesis mit umfangreichen Wortstudien
gewagt. Dabei zeigt sich, dass die Verwendung von „Familie“ nicht ohne Probleme ist,
aber als sprachlich-kommunikatives Hilfskonstrukt für diese Arbeit verwendet wird. Die
Auswahl der Texte in der Jakobserzählung folgt dem narratologischen Spannungsbogen,
dessen Aspekte für die Forschungsfrage erarbeitet wurden. Als Ergänzung verwendet diese
Arbeit die Soziale Netzwerkanalyse, um sich den Konflikten und Veränderungen im
Zusammenleben zu nähern. Zusätzlich wird die Veränderung der Protagonisten und ihrer
Motive analysiert sowie ein Vergleich von Esaus und Jakobs Familie diskutiert. Es fallen
dabei eine ganze Reihe von Spannungsfeldern auf, etwa in familiären Strukturen wie
Erstgeburtsrecht, Eheschließung und Kinder, aber auch die Thematik der Verheißung im
Kontext von Land, Nachkommen und Segen. Weiterhin sind Gegensätze wie materieller
Reichtum und Flucht, sowie Frieden und Versöhnung in ihrer literarischen Darstellung
im Familienkontext zu beleuchten. Da in der gegenwärtigen wissenschaftlichen Diskussion
vor allem die Brüche in familiären Strukturen betrachtet werden, ergibt die vorliegende
Arbeit einen neuen Horizont.
Bei vielen Aspekten lassen sich keine explizite narratologische Beschreibung von Funktionen
von Familie in der Jakobserzählung finden. Die Jakobserzählung beschreibt primär
die Familie Jakobs, weswegen eine mögliche literarische Perspektive auf Familien im Allgemeinen
in einem weiteren Schritt untersucht werden muss. Als Hauptthema und damit
Funktion der Jakobsfamilie konnte der Segen und die Verheißungen herausgearbeitet werden,
die mit allen anderen Aspekten literarisch eng verwoben sind. Sie ergeben sich aus
der Verheißung Gottes, die bereits Abraham gegeben wurde, dann an Isaak und hier auch
mehrmals an Jakob ergangen ist. Thematisch geht es um die Verheißung von Land, einer
Vielzahl von Nachkommen und dass diese große Familie zum Segen für andere Völker
wird. Daraus ergibt sich der Segen bzw. das Segenstragen als Funktion von Familie.
In this thesis, we propose a novel narrative approach to examine the function of family
in the Old Testament in particular in the story of Jacob. To adequately communicate
the findings of the work, both the concept of family in the German-speaking world and
the Book of Genesis are approached using extensive word studies. In doing so, it becomes
apparent that the use the term “family” is not without problems, but is used as an auxiliary
linguistic-communicative construct for this work. The selection of texts in the Jacob
narrative highlights the narratological tensions, for example within family and relations,
God’s actions and the blessing of Abraham. In addition, this thesis uses social network
analysis to approach the conflicts and changes of familial coexistence. Also, their motives
are analyzed and a comparison of Esau’s and Jacob’s family is discussed. Several areas
of tension become apparent, for example in family structures such as birthright, marriage,
and children, but also the theme of promise in the context of land, descendants, and
blessing. Furthermore, contrasts such as material wealth and flight, as well as peace and
reconciliation are examined in their literary representation in the family context. Since
the current theological discourse focuses above all on the rifts in family structures, the
present work offers new perspectives on the matter.
In many aspects, no explicit narratological description of functions of family in the
Jacob narrative can be found. The Jacob narrative primarily describes Jacob’s family.
Consequently, a possible literary perspective on families in general is examined in a further
step. The examination shows that the main theme, and thus the function of Jacob’s family,
is the blessing which is literarely interwoven with all other aspects. which was already given
to Abraham, then to Isaac and here also several times to Jacob. Thematically, concerns
about the promise of land, a multitude of descendants and that this great family will
become a blessing for other peoples. This results in the blessing or the bearing of the
blessing as a function of family.